„Diese Musik fängt einen mit dem ersten Ton ein und lässt nicht mehr los. Perlende Läufe, Anschlagskultur, Klavierkunst auf dem höchsten Niveau. Christof Sänger spielt Jazz-Evergreens oder, besser gesagt, Pop-Hits der ersten Jahrhunderthälfte von George Gershwin, Richard Rodgers, Ray Noble und all den anderen, die so aus- führlich von Jazzmusikern adaptiert wurden, dass man sie fast schon im Original für den Jazz reklamiert – also etwa „Nice Work If You Can Get It“, „Tea For Two“ oder „My Funny Valentine“. Er spielt sie mit untrüglichem Sinn für motorisch-sinnliche Unterhaltung in den reichhaltigen harmonischen Verschrägungen und hyper-virtuosen Verzierungsketten. Die „Geburt“ der Themen aus zunächst amorph erscheinendem Präludiermaterial, die konzentrierten Entwicklungs- und Paraphrasenphantasien, die Ver- bindung von Stride-Piano-Techniken der zwanziger Jahre und spätromantischer Harmonik, die Auflösung einer fast etüdenhaften Besessenheit in warmen Schönklang, die fließende Vereini- gung vom Charakter eines Nachtclub- Entertainments nach Art von Fats Waller mit der konzertanten Geste der großen E-Klassiker – nein, so spielt heute sonst niemand anderes Klavier. Zwei Stücke von Chopin sind übrigens auch dabei. Die Themen werden nah am Original angespielt und dann intelligent „normal“ als Improvisationsgrundlage verwendet. Die CD mit ihren siebzehn Stücken heißt „Willow Weep For Me“. • Ulrich Olshausen -deutscher Musikwissenschaftler, Jazz-Journalist und Musikproduzent